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Einordnung der Volkswirtschaftslehre - Gegenstand

 
Achtung Erforderliche Vorkenntnisse für diesen Text: keine

Eine Möglichkeit, Volkswirtschaftslehre zu definieren, setzt an der grundsätzlichen Art und Weise an, wie Volkswirte ihr Handwerk betreiben. Wollten wir in gleicher Art und Weise den Beruf des Zimmermanns umschreiben, dann würden wir seine typischen Werkzeuge wie Hammer und Säge nennen, also die Arbeitsweise beschreiben. Diese Möglichkeit der Umschreibung von Volkswirtschaftslehre stellt ab auf die Linktypische Methode der Volkswirte: Was sind die Werkzeuge, mit denen Volkswirte ihr Handwerk betreiben?

Eine zweite Möglichkeit der Definition von Volkswirtschaftslehre, mit der sich dieser Text befasst, liefert die Beschreibung ihres Gegenstandes. Hier lautet die entscheidende Frage: Womit befasst sich die Volkswirtschaftslehre?

Es ist ein recht abstrakter Gegenstand: die Knappheit. Um die Analogie zum Zimmermann fortzuführen: hier wären Dachstühle und Carports oder der Innenausbau von Häusern zu nennen.

Volkswirtschaftslehre befasst sich mit dem Problem der Knappheit.

Knappheit ist das Gegenteil von Überfluss, wie er im Schlaraffenland herrscht, wo Wirtschaften nicht notwendig ist. Etwas oder "ein Gut" ist knapp, wenn es in der gewünschten Beschaffenheit (Qualität) und Menge (Quantität) nicht zur Verfügung steht, ohne dass im Gegenzug dafür etwas aufgegeben werden muss. Unter Gütern wird dabei alles verstanden, was Externer Link Nutzen stiften kann. Das können materielle Güter sein wie Gold und Silber oder eine Flasche Wein, aber auch immaterielle wie ein Haarschnitt, ein Theaterbesuch oder Freundschaft.

Die Bereitstellung knapper Güter verursacht Kosten (genauer: Opportunitätskosten).

Güter, die in der gewünschten Qualität und Quantität zur Verfügung stehen, die also im Überfluss vorhanden sind, heißen "freie Güter". Diese zeichnen sich nicht dadurch aus, dass ihr Preis gleich null ist, obwohl dies oft behauptet oder vermutet wird. Häufig genannte - vermeintliche - Beispiele für freie Güter sind: Liebe, Sonnenlicht, Luft oder Wasser.

Um mehr Sonnenlicht zu erhalten, reisen wir für viel Geld in den Süden. Ersatzweise gehen wir ins Sonnenstudio. Um Luft und Wasser rein zu halten, wenden wir enorme Mittel auf. Denken Sie allein an die Millionen von Katalysatoren und Dieselpartikelfiltern unter den Autos. Und was geben die Menschen nicht erst auf, um mehr Liebe zu erfahren? Manche gehen dafür ins Fitnessstudio, zur Kosmetikerin, lernen Tanzen, obwohl sie vollkommen untalentiert sind, lassen sich piercen und tätowieren oder legen sich dafür sogar unters Messer. Das alles nur, um anderen zu gefallen. Liebe, Sonnenlicht, Luft oder Wasser verursachen also Kosten und sind somit nach obiger Definition knappe Güter.

Allein in abstrus konstruierten Ausnahmesituationen, die aber wenig interessieren, finden wir Beispiele für freie Güter: Sand in der Wüste, Salzwasser im Meer oder Zeit, wenn man gerade Langeweile hat. Dies sind Beispiele für Güter, die nicht nutzenstiftend sind. Auch für einen Eremiten, der mit dem Himmel über dem Kopf sein Glück gefunden hat, mag es einige freie Güter geben. Sonst gibt es sie aber nur im Schlaraffenland, wo Milch und Honig fließen und einem die gebratenen Tauben direkt in den Mund fliegen.

Die Ursache für Knappheit ist offenkundig:

Die Wünsche der Menschen übersteigen die verfügbaren Ressourcen.

Dieser Satz wird gerne absichtlich missverstanden. Er sagt natürlich nicht aus, dass die Wünsche nach jedem Gut unbegrenzt sind. Keine Frage, irgendwann ist sogar das Bedürfnis nach Schokolade gestillt. Aber dann entsteht vielleicht das Bedürfnis, die angefutterten Pfunde wieder loszuwerden. Und aus dem Wunsch nach dem ersten Auto - ein alter Gebrauchter hat es noch getan - wird schnell der Wunsch nach einem BMW oder Porsche. Die These sagt allein, dass es wenigstens noch einen Wunsch gibt, den man sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht erfüllen kann. Und wir kennen doch alle Berühmtheiten, die trotz teils unermesslichen Reichtums straffällig werden, um noch größere Reichtümer anzuhäufen - wenn das nicht Beleg genug ist!

Da es - abgesehen von den abstrusen Ausnahmesituationen - keine freien Güter gibt, bleiben nur knappe Güter übrig. Der obigen Definition nach befasst sich Volkswirtschaftslehre demnach mit Gold und Silber oder Wein, mit Haarschnitten, Theaterbesuchen und Freundschaften, mit Geld, mit Währungen, mit natürlichen Ressourcen, mit Unterhaltung und Sport. Die Aufzählung lässt sich fortsetzen mit allem, was Ihnen gerade in den Sinn kommt - sei es materiell oder immateriell. Es bleibt im Grunde nichts ausgenommen. So gibt es zum Beispiel auch eine ökonomische Theorie der Familie, eine ökonomische Theorie der Demokratie, des Krieges, des Verbrechens, des Rechts, der Politik und so weiter.

Sowohl über den Gegenstand (Knappheit) als auch über die Methode ("Linkhomo oeconomicus") haben die Volkswirte für ihre Analysen immer neue Gebiete "erobert", die man gewöhnlich anderen Wissenschaften zuordnen würde. Das macht die Volkswirtschaftslehre einerseits spannend, teils sicher auch unterhaltend, hat ihr aber andererseits auch den Vorwurf des Wissenschaftsimperialismus eingebracht. Volkswirte ecken mit ihren Ansichten oft an. Aber glauben Sie mir, die meisten von ihnen können damit gut leben - um nicht zu sagen, davon - wenn Sie mir den Scherz erlauben.

Kerngebiet der Volkswirtschaftslehre ist freilich das Wirtschaftsgeschehen im engeren Sinne, sowohl im Externer Link Großen als auch im Externer Link Kleinen.

Zwei Fragen zum Nach- oder Weiterdenken:

  1. Kann man "wunschlos glücklich" sein?
  2. "The best things in life are free." Indeed?

Lesen Sie zum Begriff der Knappheit auch den Beitrag LinkTransformationskurve.